H-AJ
Gixxer
Themenstarter
Hallo,
warum beschreibe ich ein Training, was so hoch im Norden stattgefunden hat, hier unter Hockenheim? - Das Papenburger ATP-Gelände ist ein riesiges Areal, welches für Mercedes eine Vielzahl an unterschiedlichen Teststrecken für ganz unterschiedliche Ansprüche vereint. Wer sich ein genaues Bild über das hinaus machen möchte, was man im Luftbild erkennen kann, kann auch den "Zeitspeicher" in Papenburg besuchen. Dort wird in der 2. Etage einiges zum ATP-Gelände erklärt. Der Eintritt kostet gerade mal einen Euro und Parkplätze gibts in Papenburg auch mehr als genug. Ebenso Sitzplätze in Straßencafés und einen für eine 30000-Einwohner Stadt mehr als üppig geratenen Stadtpark mit Windmühle und Irish Pub.
Ein ganz kleiner Teil des Geländes ist der so genannte "Handlingkurs". Er ist ein Nachbau des Motodrom Hockenheim. Nur liegt dieses Motodrom eben einsam und verlassen mitten in der renaturierten Moorlandschaft Nordwest-Niedersachsens, hat eine perfekte Fahrbahnoberfläche, die auch noch frisch für Testfahrten mit einem speziellen Reinigungsverfahren aufbereitet wird. Es ist nichtmal ein Staubkorn zu sehen, geschweige denn Gummireste oder irgendwelche Schleifspuren von z.B. Fußrasten.
Ich kenne das Original-Motodrom nicht, habe mir aber das Bild vom Kurs auf den Webseiten der Zeitschrift PS angesehen. Demnach scheint das Papenburger Motodrom um eine Schikane ärmer zu sein, aber eine Garantie möchte darauf jetzt nicht geben. Es gibt zudem einen einzigen etwas hinderlichen Huckel auf der gesamten Strecke. Wenn es regnet, sollen außerdem drei kleine Bäche über die Sachskurve laufen, was eine spezielle Herausforderung darstellt. Wir hatten allerding perfektes Wetter: Sonnenschein und kühlender Wind.
Nachdem ich das Kurventraining am Bilster Berg überlebt hatte, ging es diesmal also in den hohen Norden. Ich muss sagen, dass Bilster Berg-Training hatte bereits seine Spuren hinterlassen, denn trotz werktäglichen Berufsverkehrs gelangte ich von Hannover innerhalb von 2:25h plus Tankstop an mein Ziel - und das, wo die Autobahn wirklich kilometerweit wegen Fahrbahnsanierung auf 60 gedrosselt war.
Wegen akuter Faulheit schaffte ich es nicht mehr, rechtszeitig am Vorabend zum Technikcheck, sondern machte in der kühlen Abendluft noch eine kleine muss-tanken-Fahrt durch die Dörfer entlang der Ems von Leer nach Papenburg. Am Morgen ging es also nach dem Frühstück los. Angesichts des Chaos am Bilster Berg rechnete ich mit dem Schlimmsten, aber im Norden macht man nicht so viel Stress wie andernorts.
Der Pförtner begrüßte jeden freundlich und hatte sichtlich Spaß daran, dass wieder mal was los ist (am Sonntag!), nahm den Perso zwecks Identifikation entgegen und man unterschrieb die AGBs für das Auffahren auf das ATP-Gelände. Die Besonderheit ist, dass ein absolut unerbittliches Fotoverbot gilt. Hierzu muss alles abgegeben, was dazu taugt, ein Bild machen zu können. Ich hatte den Kram gleich im Hotel gelassen. Die offiziellen und kaufbaren Fotos macht ein Feuerwehrmann, der dort arbeitet. Er fotographiert allerdings besser als so mancher "echte" Fotograph. Hintergrund ist, dass dort die Mercedes-Entwicklung läuft und entsprechend viele Erlkönige herumstehen.
Im Pförtnerhaus war sofort ein Instruktor von Better-Ride zur Hand und wartete, bis eine kleine Gruppe von Fahrern zusammen gekommen war, um die Einweisung in das Gelände und die Einweisung in das gewünschte Verhalten vorzunehmen. Fahren ausschließlich und immer (!) mit Helm und maximal 30 km/h, abgesehen vom Handlingkurs. Tatsächlich wird dies, wahrscheinlich per Kamera, auch perfekt überwacht. Wenn jemand Faxen macht, erscheint jemand von ATP mit dem Fahrrad, um den Delinquenten sofort zur Rechenschaft zu ziehen, was keine Verwarnung bedeutet, sondern den sofortigen Rauswurf in die Freiheit des öffentlichen Straßenverkehrs zur Folge hat. Die Hinweise diesbezüglich im Vorfeld der Veranstaltung sind wirklich sehr deutlich, was zu einer angenehmen Atmosphäre auf dem Gelände führt. Das einzige, was zuerst wohl vergessen zu sagen wurde ist, dass man zum Laufen ausschließlich die Fußwege benutzen darf. Das war dann der Punkt, wo im Verlaufe der Veranstaltung noch Handlungsbedarf bestand und ein Better-Ride Mitarbeiter hatte die ehrenvolle Aufgabe, auf die strikte Einhaltung zu achten, bis dann alle endlich im vorgesehen Zickzack der Fußwege übers Areal marschierten. Das mit dem Rauchverbot ist vielleicht für den ein oder anderen auch noch interessant. Rauchverbot gilt im kompletten Außenbereich. Die Brandgefahr ist im Moor zu hoch, weswegen auch die Betriebs-Feuerwehr stets vor Ort und einsatzbereit ist und man daher nur in ausgewiesenen Innenräumen rauchen darf.
Dann ging es auf das Gelände. Ein kundiger Teilnehmer hatte an einer Ecke auf uns zwei, drei Neulinge gewartet, damit wir wussten, wo wir abzubiegen hatten. Eine Ecke weiter wurden die Motorräder hübsch in einer Reihe mit dem Auspuff zur Hallenwand abgestellt. Ein paar Leute waren mit Hängern gekommen, die ebenso aufgeräumt auf den dafür vorgesehen Parkplätzen standen oder noch dorthin gefahren wurden. Die Motoren wurden ausgeschaltet. Es herrschte Ruhe und Ordnung.
Alle vom Better-Ride Team sind immer gut zu sehen. Sie tragen (später auch über den Motorradklamotten) gelbe T-Shirts mit dem Streckenverlauf und ihrem Namen drauf. Das ist eine geniale Lösung, denn so kann jeder Instruktor direkt am T-Shirt erläutern, welche Kurve er meint oder auf welchem Teil der Strecke was zu beachten ist.
Ich wurde gleich ins "Büro" in der kühlen Halle verwiesen. Verzichtserklärung. Startnummer. Cateringarmband. (Leute, danke für das Cateringarmband. Die Spaghetti und der Nachtisch waren vorzüglich, auch wenn ich eigentlich nur die Versicherung abgeschlossen und kein Essen gekauft hatte!). Es war sogar noch Zeit, die Verzichtserklärung zu lesen. Nur keine Eile! - "Wohin jetzt?" - "Zu Ralph oder wen, der da vorne prüft!"
"Prüfst Du die da hinten gleich? Meine steht daneben..." Nach einer kurzen, aber sehr genauen Beschau vor allem des Profils, der Bremsen, der Hebel sowie des Helms gab es als Lohn eine Unterschrift auf die Startnummer. Die Technik-Beschau war ernst gemeint. Für einen Helm, bei dem wohl ein Lüftungskläppchen fehlte, wurde sogar nachgefragt, ob er so akzeptabel sei.
"Soll ich was abkleben?", fragte ich und hielt mein Malerkrepp hin. "Ja, die Spiegel, damit Du beim Fahren wirklich nur nach vorne guckst! Und das Bremslicht auch. Nur der Instruktor fährt mit Bremslicht." - Es geht eben auch ganz normal mit verbaler Kommunikation und ganz ohne Stress auf der ein oder anderen Seite.
Für das mitgebrachte Gekramse war bald ein Platz gefunden. Lokusse schienen eher rar zu sein. Auf so viele Gäste gleichzeitig ist man nicht eingerichtet, aber es reicht dicke, wenn man sie erstmal an ganz unterschiedlichen Orten gefunden hat. Die Halle und die übrigen Räumlichkeiten waren angenehm kühl. Der Lärm an der Strecke verfliegt in der weiten Landschaft.
Als offensichtlich alles erledigt war, kam die Ansprache, auf die einige schon grinsend warteten. Die Flaggen wurden tatsächlich einprägsam erklärt. Dann ging es zur Gruppeneinteilung. Gruppe 1-8. 1 für die Racer, 8 für die Einsteiger. Maximal 8 Leute pro nummeriertem Hütchen. Dazu muss man sagen, hier gab es ausschließlich Teilnehmer mit Straßenmaschinen. Nur einige Instruktoren-Maschinen hatten keine Straßenzulassung. Plötzlich kam Leben in die Bude, da offenbar sehr viele Leute den Ablauf kannten, weswegen auch die Instruktoren für die Gruppen im Vorfeld nicht verraten wurden. Problematisch wurde es, weil einige unbedingt zusammen in eine Gruppe wollten, aber nach minimalem Eingreifen durch Durchzählen war alles wieder im Lot und ich stand bei den Schnecken, weil dahin außer zwei Frauen und zwei Männern keiner wollte aber nur dort noch Platz war. - Au Backe!
Es war eine höchst gemischte Schneckengruppe bestehend aus einer mittelalten Fahranfängerin, einer Wiedereinsteigerin samt Gatten, einem gesetzten Tourenfahrer, drei unzertrennlichen Halbstarken - jedoch in meinem Alter - und ich. So schlimm wie am Bilster Berg würde es schon nicht werden flüsterte mir meine innere Stimme beschwichtigend zu.
Der gesamte Nordwesten Niedersachsens war vertreten, runter bis ins Münsterland nach Steinfurt. Andere Kennzeichen gingen in der Masse der Einheimischen unter. Viele kamen wohl schon zum x-ten mal voller Vorfreude hierher.
Die drei Halbstarken im fortgeschrittenen Alter machten mir etwas Sorge, aber wir waren ja immerhin 4 Normale und die Fahranfängerin, die mit meinem äußersten Mitgefühl würde rechnen können. Wie hatte sie sich blos hier anmelden können? Der Fall klärte sich später. Sie hatte einem Freund gesagt, sie wolle als erstes ein Sicherheitstraining beim ADAC mitmachen, aber der Freund hatte gemeint, das hier sei doch viel cooler! Ja, ist es auch. Aber nicht, wenn man gerade 2 Monate den Führerschein hat!! - Der Freund wird sicher was zu hören bekommen haben - so im Nachhinein - hatte er sie doch mit einer gedrosselten Gladius auf die Piste zwischen die ganzen Kanonen geschickt.
Dann ging es los zum Handlingkurs. Dummerweise musste irgendwer vorfahren und dummerweise war ich schnell losgekommen, wusste aber trotzdem nicht, wo es lang ging. Hier waren so viele geteerte Flächen und so viele Möglichkeiten, aber es ist doch super, wenn 30 km/h die erlaubte Höchstgeschwindigkeit sind! Irgendwer erbarmte sich, zeigte die Richtung. Eine Ampel passieren und dahinter die Startaufstellung auf der linken und auf der rechten Seite eine perfekte Asphaltfläche ohne einen einzigen Kratzer oder eine einzige Delle. Ich war beeindruckt. Ein paar Schatten spendende Gartenzelte mit Mineralwasser gabs auch und den roten Doppeldecker, der als Farbtupfer das Panorama der Moorlandschaft bereicherte.
[Teil 2 folgt...]
warum beschreibe ich ein Training, was so hoch im Norden stattgefunden hat, hier unter Hockenheim? - Das Papenburger ATP-Gelände ist ein riesiges Areal, welches für Mercedes eine Vielzahl an unterschiedlichen Teststrecken für ganz unterschiedliche Ansprüche vereint. Wer sich ein genaues Bild über das hinaus machen möchte, was man im Luftbild erkennen kann, kann auch den "Zeitspeicher" in Papenburg besuchen. Dort wird in der 2. Etage einiges zum ATP-Gelände erklärt. Der Eintritt kostet gerade mal einen Euro und Parkplätze gibts in Papenburg auch mehr als genug. Ebenso Sitzplätze in Straßencafés und einen für eine 30000-Einwohner Stadt mehr als üppig geratenen Stadtpark mit Windmühle und Irish Pub.
Ein ganz kleiner Teil des Geländes ist der so genannte "Handlingkurs". Er ist ein Nachbau des Motodrom Hockenheim. Nur liegt dieses Motodrom eben einsam und verlassen mitten in der renaturierten Moorlandschaft Nordwest-Niedersachsens, hat eine perfekte Fahrbahnoberfläche, die auch noch frisch für Testfahrten mit einem speziellen Reinigungsverfahren aufbereitet wird. Es ist nichtmal ein Staubkorn zu sehen, geschweige denn Gummireste oder irgendwelche Schleifspuren von z.B. Fußrasten.
Ich kenne das Original-Motodrom nicht, habe mir aber das Bild vom Kurs auf den Webseiten der Zeitschrift PS angesehen. Demnach scheint das Papenburger Motodrom um eine Schikane ärmer zu sein, aber eine Garantie möchte darauf jetzt nicht geben. Es gibt zudem einen einzigen etwas hinderlichen Huckel auf der gesamten Strecke. Wenn es regnet, sollen außerdem drei kleine Bäche über die Sachskurve laufen, was eine spezielle Herausforderung darstellt. Wir hatten allerding perfektes Wetter: Sonnenschein und kühlender Wind.
Nachdem ich das Kurventraining am Bilster Berg überlebt hatte, ging es diesmal also in den hohen Norden. Ich muss sagen, dass Bilster Berg-Training hatte bereits seine Spuren hinterlassen, denn trotz werktäglichen Berufsverkehrs gelangte ich von Hannover innerhalb von 2:25h plus Tankstop an mein Ziel - und das, wo die Autobahn wirklich kilometerweit wegen Fahrbahnsanierung auf 60 gedrosselt war.
Wegen akuter Faulheit schaffte ich es nicht mehr, rechtszeitig am Vorabend zum Technikcheck, sondern machte in der kühlen Abendluft noch eine kleine muss-tanken-Fahrt durch die Dörfer entlang der Ems von Leer nach Papenburg. Am Morgen ging es also nach dem Frühstück los. Angesichts des Chaos am Bilster Berg rechnete ich mit dem Schlimmsten, aber im Norden macht man nicht so viel Stress wie andernorts.
Der Pförtner begrüßte jeden freundlich und hatte sichtlich Spaß daran, dass wieder mal was los ist (am Sonntag!), nahm den Perso zwecks Identifikation entgegen und man unterschrieb die AGBs für das Auffahren auf das ATP-Gelände. Die Besonderheit ist, dass ein absolut unerbittliches Fotoverbot gilt. Hierzu muss alles abgegeben, was dazu taugt, ein Bild machen zu können. Ich hatte den Kram gleich im Hotel gelassen. Die offiziellen und kaufbaren Fotos macht ein Feuerwehrmann, der dort arbeitet. Er fotographiert allerdings besser als so mancher "echte" Fotograph. Hintergrund ist, dass dort die Mercedes-Entwicklung läuft und entsprechend viele Erlkönige herumstehen.
Im Pförtnerhaus war sofort ein Instruktor von Better-Ride zur Hand und wartete, bis eine kleine Gruppe von Fahrern zusammen gekommen war, um die Einweisung in das Gelände und die Einweisung in das gewünschte Verhalten vorzunehmen. Fahren ausschließlich und immer (!) mit Helm und maximal 30 km/h, abgesehen vom Handlingkurs. Tatsächlich wird dies, wahrscheinlich per Kamera, auch perfekt überwacht. Wenn jemand Faxen macht, erscheint jemand von ATP mit dem Fahrrad, um den Delinquenten sofort zur Rechenschaft zu ziehen, was keine Verwarnung bedeutet, sondern den sofortigen Rauswurf in die Freiheit des öffentlichen Straßenverkehrs zur Folge hat. Die Hinweise diesbezüglich im Vorfeld der Veranstaltung sind wirklich sehr deutlich, was zu einer angenehmen Atmosphäre auf dem Gelände führt. Das einzige, was zuerst wohl vergessen zu sagen wurde ist, dass man zum Laufen ausschließlich die Fußwege benutzen darf. Das war dann der Punkt, wo im Verlaufe der Veranstaltung noch Handlungsbedarf bestand und ein Better-Ride Mitarbeiter hatte die ehrenvolle Aufgabe, auf die strikte Einhaltung zu achten, bis dann alle endlich im vorgesehen Zickzack der Fußwege übers Areal marschierten. Das mit dem Rauchverbot ist vielleicht für den ein oder anderen auch noch interessant. Rauchverbot gilt im kompletten Außenbereich. Die Brandgefahr ist im Moor zu hoch, weswegen auch die Betriebs-Feuerwehr stets vor Ort und einsatzbereit ist und man daher nur in ausgewiesenen Innenräumen rauchen darf.
Dann ging es auf das Gelände. Ein kundiger Teilnehmer hatte an einer Ecke auf uns zwei, drei Neulinge gewartet, damit wir wussten, wo wir abzubiegen hatten. Eine Ecke weiter wurden die Motorräder hübsch in einer Reihe mit dem Auspuff zur Hallenwand abgestellt. Ein paar Leute waren mit Hängern gekommen, die ebenso aufgeräumt auf den dafür vorgesehen Parkplätzen standen oder noch dorthin gefahren wurden. Die Motoren wurden ausgeschaltet. Es herrschte Ruhe und Ordnung.
Alle vom Better-Ride Team sind immer gut zu sehen. Sie tragen (später auch über den Motorradklamotten) gelbe T-Shirts mit dem Streckenverlauf und ihrem Namen drauf. Das ist eine geniale Lösung, denn so kann jeder Instruktor direkt am T-Shirt erläutern, welche Kurve er meint oder auf welchem Teil der Strecke was zu beachten ist.
Ich wurde gleich ins "Büro" in der kühlen Halle verwiesen. Verzichtserklärung. Startnummer. Cateringarmband. (Leute, danke für das Cateringarmband. Die Spaghetti und der Nachtisch waren vorzüglich, auch wenn ich eigentlich nur die Versicherung abgeschlossen und kein Essen gekauft hatte!). Es war sogar noch Zeit, die Verzichtserklärung zu lesen. Nur keine Eile! - "Wohin jetzt?" - "Zu Ralph oder wen, der da vorne prüft!"
"Prüfst Du die da hinten gleich? Meine steht daneben..." Nach einer kurzen, aber sehr genauen Beschau vor allem des Profils, der Bremsen, der Hebel sowie des Helms gab es als Lohn eine Unterschrift auf die Startnummer. Die Technik-Beschau war ernst gemeint. Für einen Helm, bei dem wohl ein Lüftungskläppchen fehlte, wurde sogar nachgefragt, ob er so akzeptabel sei.
"Soll ich was abkleben?", fragte ich und hielt mein Malerkrepp hin. "Ja, die Spiegel, damit Du beim Fahren wirklich nur nach vorne guckst! Und das Bremslicht auch. Nur der Instruktor fährt mit Bremslicht." - Es geht eben auch ganz normal mit verbaler Kommunikation und ganz ohne Stress auf der ein oder anderen Seite.
Für das mitgebrachte Gekramse war bald ein Platz gefunden. Lokusse schienen eher rar zu sein. Auf so viele Gäste gleichzeitig ist man nicht eingerichtet, aber es reicht dicke, wenn man sie erstmal an ganz unterschiedlichen Orten gefunden hat. Die Halle und die übrigen Räumlichkeiten waren angenehm kühl. Der Lärm an der Strecke verfliegt in der weiten Landschaft.
Als offensichtlich alles erledigt war, kam die Ansprache, auf die einige schon grinsend warteten. Die Flaggen wurden tatsächlich einprägsam erklärt. Dann ging es zur Gruppeneinteilung. Gruppe 1-8. 1 für die Racer, 8 für die Einsteiger. Maximal 8 Leute pro nummeriertem Hütchen. Dazu muss man sagen, hier gab es ausschließlich Teilnehmer mit Straßenmaschinen. Nur einige Instruktoren-Maschinen hatten keine Straßenzulassung. Plötzlich kam Leben in die Bude, da offenbar sehr viele Leute den Ablauf kannten, weswegen auch die Instruktoren für die Gruppen im Vorfeld nicht verraten wurden. Problematisch wurde es, weil einige unbedingt zusammen in eine Gruppe wollten, aber nach minimalem Eingreifen durch Durchzählen war alles wieder im Lot und ich stand bei den Schnecken, weil dahin außer zwei Frauen und zwei Männern keiner wollte aber nur dort noch Platz war. - Au Backe!
Es war eine höchst gemischte Schneckengruppe bestehend aus einer mittelalten Fahranfängerin, einer Wiedereinsteigerin samt Gatten, einem gesetzten Tourenfahrer, drei unzertrennlichen Halbstarken - jedoch in meinem Alter - und ich. So schlimm wie am Bilster Berg würde es schon nicht werden flüsterte mir meine innere Stimme beschwichtigend zu.
Der gesamte Nordwesten Niedersachsens war vertreten, runter bis ins Münsterland nach Steinfurt. Andere Kennzeichen gingen in der Masse der Einheimischen unter. Viele kamen wohl schon zum x-ten mal voller Vorfreude hierher.
Die drei Halbstarken im fortgeschrittenen Alter machten mir etwas Sorge, aber wir waren ja immerhin 4 Normale und die Fahranfängerin, die mit meinem äußersten Mitgefühl würde rechnen können. Wie hatte sie sich blos hier anmelden können? Der Fall klärte sich später. Sie hatte einem Freund gesagt, sie wolle als erstes ein Sicherheitstraining beim ADAC mitmachen, aber der Freund hatte gemeint, das hier sei doch viel cooler! Ja, ist es auch. Aber nicht, wenn man gerade 2 Monate den Führerschein hat!! - Der Freund wird sicher was zu hören bekommen haben - so im Nachhinein - hatte er sie doch mit einer gedrosselten Gladius auf die Piste zwischen die ganzen Kanonen geschickt.
Dann ging es los zum Handlingkurs. Dummerweise musste irgendwer vorfahren und dummerweise war ich schnell losgekommen, wusste aber trotzdem nicht, wo es lang ging. Hier waren so viele geteerte Flächen und so viele Möglichkeiten, aber es ist doch super, wenn 30 km/h die erlaubte Höchstgeschwindigkeit sind! Irgendwer erbarmte sich, zeigte die Richtung. Eine Ampel passieren und dahinter die Startaufstellung auf der linken und auf der rechten Seite eine perfekte Asphaltfläche ohne einen einzigen Kratzer oder eine einzige Delle. Ich war beeindruckt. Ein paar Schatten spendende Gartenzelte mit Mineralwasser gabs auch und den roten Doppeldecker, der als Farbtupfer das Panorama der Moorlandschaft bereicherte.
[Teil 2 folgt...]